Montag, 28. September 2015

[Rezension] "Die Unwahrscheinlichkeit des Glücks" von Cynthia Hand

Autorin: Cynthia Hand
Gebundene Ausgabe
Verlag: Harper Collins
Originaltitel: The last time we say goodbye
Seitenzahl: 320 Seiten
Teil einer Reihe? Ein Einzelband.
Genre: Jugendbuch
Themen: Trauerbewältigung, Familie, Freundschaft, Liebe, Selbstfindung, Leben
Preis: 16,90€ (D)
                                                      

Kaufen? 





Es war der zwanzigste Dezember. Hinter mir lagen genau sechs Monate mit Steven. 183 Tage voller Küsse, bevor die Gleichung sich änderte. Unwiderruflich. Das letzte Mal, dass Lexie glücklich war, war davor. Als sie einen wunderbaren Freund hatte, den Traum, Mathematik zu studieren, und einen Bruder. Tyler. Nun ist sie für die anderen nicht mehr das Zahlengenie, sondern nur noch das Mädchen, dessen Bruder sich umgebracht hat. Um mit der Trauer fertigzuwerden, beginnt Lexie, ihre Gefühle aufzuschreiben. Doch leider ist das Leben keine Gleichung, sonst könnte sie die quälende Ungewissheit auflösen: Tyler hat ihr vor seinem Tod eine SMS geschickt, die sie nicht beachtet hat. Hätte sie alles ändern können? Der Gedanke verfolgt Lexie wie ein Schatten. Bis sie erfährt, was es braucht, um ihr Glück wahrscheinlicher zu machen. (Quelle: Amazon.de)


Zumeist sind die Gestaltungen von Harper Collins immer ganz nach meinem Geschmack- nicht zu quietschbunt, dafür angenehm sanfte Farbtöne und ein origineller Titel. Besonders gut bei dieser Ausgabe gefällt mir die Schreibweise auf dem Cover. Durch Klammern und Zahlen wird uns die Mathe- Sympathisantin Lexie gleich etwas näher gebracht und in Kombination mit dem Foto und dem herrlich zarten Türkis hat dieses Schmuckstück direkt einen Platz in meinem Coverherzen ergattern können. Obwohl mir das Originalcover (hier rechts) auch gut gefällt, mag ich die schlichtere Variante des Deutschen Verlages noch lieber, da es auch den Schwermut der Geschichte besser zum Ausdruck bringt.



Bisher habe ich kein Buch von Autorin Cynthia Hand gelesen, aber von ihr hat man schon so manches Mal gehört. Die Bestsellerautorin verfügt über einen angenehmen und sehr gemütlichen Schreibstil, in dem man gerne für einige Stunden versinkt und auch mit Tiefe eine emotionale Geschichte erzählt bekommt. Leider habe ich am Anfang meine Schwierigkeiten gehabt, in die Story hineinzufinden. Durch Tagebucheinträge und wirklich tolle Beschreibungen auf sehr bildlicher und warmer Ebene versucht sie uns den Einstieg zu erleichtern, was zum Teil auch gelang. Bei mir war es eher die Melancholie des Buches, die mich so sehr einnahm, dass ich keine Lust verspürte, um weiterzulesen- zu sehr hat mich der Schwermut eingenommen. Auf der einen Seite ist es eine Kunst, den Leser so zu bannen, auf der anderen war ich etwas erdrückt von Lexies Trauer und hätte mir ab und zu etwas mehr Licht gewünscht.


Lexie trauert um ihren Bruder Ty. Überall, in jeder Ecke des Hauses sieht sie ihn, und kann ihn nicht fortgehen lassen. Nicht, bis sie alles nur mögliche über seinen Selbstmord herausgefunden hat. Ihre Mutter, versunken in dunkelster Trauer, kann ihr da kein bisschen weiterhelfen, und von ihren Freunden hat sich Lexie meilenweit entfernt. Auf einen Rat hin schreibt das Mädchen über ihre Emotionen und findet Stückchen für Stücken zurück in ein Leben, in dem Glück nicht nur ihrer mathematischen Formel folgt, sondern auch Gefühle immer wichtiger werden als jeder Zahlentumult.


Ich habe schon viele, etliche Bücher mit dem Thema Trauerbewältigung verschlungen, denn wer von uns liebt es nicht, ab und an dahinzuschmachten und mit den Figuren zu weinen und wieder das Schöne im Leben mehr zu preisen. So ist die Thematik an sich nun wahrlich nichts neues, aber wird hier gespickt mit sehr realistischen Tagebucheinträgen, einer sehr liebenswerten Protagonistin und lebendiger Atmosphäre. Ich würde nicht sagen, dass es das beste Buch in dieser Sparte ist, was ich je gelesen habe, aber für Fans dieser Stimmung kann es ein Schatz sein. Das Besondere an Cynthia Hands Interpretation ist die Kunst des Schreibens, Gefühle in Worte zu verpacken und den Leser im Herzen zu berühren, und genau das macht diese Geschichte für mich aus.

Ein großer Anteil der transportierten Gefühle sind natürlich Trauer, Wut und Verzweiflung. Das Mädchen hat sich isoliert und braucht unbedingt Hilfe, die sie im Laufe der Geschichte ergreift. Mir war das Verhältnis von negativen Trauergefühlen und der Neuentdeckung des Glücks etwas zu ungewichtet. Zu Anfang hat mich die Geschichte wirklich heruntergezogen und immer aufs neue mit Schwermut erfüllt. Wie erwähnt, ist das ein Lob wert, mir persönlich war es letztendlich aber zu viel der Depression, ein wenig mehr Freude oder auch kleine aufhellende Momente haben mir gefehlt, um die Story abzurunden und mir zwischendurch ein positives Gefühl zu verschaffen.


Die Figuren dieser Geschichte sind sehr schön gezeichnet, aus dem Leben gegriffen und, wären nicht alle in solch trauriger Verfassung, so würden sie vor Leben sprühen. Gerade Lexie ist eine tolle Protagonistin, mit der uns die Autorin beweist, was es bedeutet, Charaktere nicht nur zu beschreiben, sondern zu erschaffen. Zu recht war diese Geschichte in Amerika so beliebt, denn selten findet man eine solche Palette an Facetten, Gefühlen und Stimmung auf einem Haufen. Man sollte dieses Buch allein aufgrund der Figuren nicht verpassen, da sie einen hohen Grad an Realität und Vielseitigkeit verkörpern.

Das Ende des Buches hat mich sehr zufrieden zurückgelassen, aber ich war auch etwas traurig, die Figuren gehen zu lassen. Man verwächst so sehr mit Lexie und Co., dass es tatsächlich schwer fällt, alle auf einmal gehen zu lassen. Ich bin trotz eines sehr schwermütigen Beginns positiv überrascht von dieser Geschichte, weil die Autorin es versteht, ein altbekanntes Thema neu zu interpretieren und mit einer wundervollen Explosion an Emotionen- für Leser und Charaktere- wieder aufleben zu lassen.



Wer jetzt denkt, von Tod, Trauer und deren Bewältigung hat man schon mehr als genug gelesen, der sollte sich trotzdem dieses Buch genauer anschauen. Ein Schreibstil, der sofort "Fühl dich wie Zuhause!" schreit, facettenreiche Charaktere, und eine ebenso melancholische, wie angenehme Stimmung machen diesen Jugendschmöker zu etwas besonderem. Mit dem Einfluss der Mathematik am Rande hat Mrs. Hand ein tolles Element eingebaut, was interpretiert werden kann und der Geschichte zusätzlich frischen Wind einhaucht. Mich hat dieses Buch positiv überrascht und ist für Liebhaber von Geschichten über den Tod, das Leben und den Weg zum Glück genau das Richtige!






Montag, 21. September 2015

[Rezension] "Du neben mir und zwischen uns die ganze Welt" von Nicola Yoon

Autorin: Nicola Yoon
Gebundene Ausgabe
Verlag: Dressler
Seitenzahl: 336 Seiten
Teil einer Reihe? Ein Einzelband.
Genre: Jugendbuch
Empfohlenes Alter: 14-17 Jahre
Themen: Krankheit, Liebe, Verlust, Isolation, Erwachsenwerden, Liebe, Freiheit, Familie

Preis: 16,99€ (D)

                                                      
Kaufen? 







Am Anfang war ein Traum. Und dann war Leben! Wenn ihr Leben ein Buch wäre, sagt Madeline, würde sich beim Rückwärtslesen nichts ändern: Heute ist genau wie gestern und morgen wird sein wie heute. Denn Madeline hat einen seltenen Immundefekt und ihr Leben lang nicht das Haus verlassen. Doch dann zieht nebenan der gut aussehende Olly ein - und Madeline weiß, sie will alles, das ganze große, echte, lebendige Leben! Und sie ist bereit, dafür alles zu riskieren. So hat man die Liebe noch nie gelesen! Das neue Lieblingsbuch für Töchter und ihre Mütter: Eine außergewöhnlich berührende Liebesgeschichte für Fans von Jojo Moyes und John Green mit besonderen Illustrationen, Skizzen, Notizen und E-Mails. (Quelle: Amazon.de)



Der Club der Coverliebhaber wird mir hier absolut zustimmen- ein neues Schmuckstück wurde geboren! Dieser quietschbunte Leckerbissen sieht so fröhlich und lebendig aus, dass man es kaum glauben kann, wenn man von den weißen Wänden in Madelines Zimmer liest. Und doch überzeugt dieses Jugendbuch nicht nur mit dem optischen Eindruck außerhalb, sondern weiß innen mit ganz viel Liebe zu überzeugen. Bei allen Bildern, die Nicola Yoon uns mit Buchstaben malt, gibt es zudem Illustrationen und kleine Notizen im Buchinnern, die das Lesevergnügen merklich steigern. Leider war es dadurch auch schneller vorbei, doch die visuelle Ergänzung zu dieser Geschichte sollte man auf keinen Fall missen.



Die Autorin konnte mich gut in ihre Geschichte hineinziehen und der Stil von Mrs.Yoon ist ebenso flockig und leicht, wie es aussieht, wenn Olly seine Stunts ausübt. Dadurch kommt man sehr flott durch die Geschichte durch und hat auf jeden Fall eine Menge Lesespaß. Dennoch ist der Schreibstil für meinen Geschmack beinahe etwas zu einfach gehalten. Als Lesejunkie habe ich eine Vorliebe für verwobene Wortgeflechte, Metaphern und bildreiche Stile. Natürlich ist dies durch das empfohlene Alter dieses Buches absolut nicht notwendig und gerade Kinder ab 14 werden sich freuen, so fließend durch diese Geschichte fliegen zu können. Also absolut in Ordnung, angesiedelt im Mittelfeld...



Madeline kennt die Welt nur aus dem Fenster heraus. Auch der halbwegs realistische Wintergarten mit all den Plastikpflanzen kann kann dem Mädchen nicht die wahre Welt zeigen, denn diese wird das Mädchen niemals für sich entdecken dürfen. Seit sie klein ist, leidet Madeline an einer unheilbaren und sehr seltenen Immunkrankheit, die es lebensgefährlich machen, dass sichere Haus zu verlassen. Ganz steril und geregelt verbringt die 18-jährige Tag für Tag mit Onlinekursen, Büchern und ständigen Gesundheitschecks. Bis eines Tages Olly im Haus gegenüber einzieht und Madelines Leben ordentlich durcheinander wirbelt. Doch hat die Liebe eine Chance, wenn sie wider der Gesetze der Natur besteht...?



An diesem Buch hat mich neben der Optik vor allem die angesprochene Krankheit gereizt. Ich könnte mir niemals vorstellen, jeden Tag so trostlos zu verbringen, wie es Madeline tut. Aber das weiß das Mädchen selbstverständlich nicht, weil es das Leben nicht anders kennt. Schon allein das hat mich furchtbar traurig gemacht. Ebenso skurril muss dann natürlich auch die Beziehung zwischen ihr und Olly beginnen. 


Die gute Idee dieses Buches wird nicht vollkommen ausgeschöpft. Der biologische Hintergrund wird wegen des Alters eher außen vor gelassen, was an sich auch nicht schlimm ist. Aber die Liebe in diesem Buch hat durch ihre besondere Weise wirklich Potenzial gehabt- leider wird dieses durch Klischees und  Stereotypen kaputt gemacht. Immer mal wieder gibt es tolle Ansätze, so gefallen mir die Spiele, die Madeline mit ihrer Mom spielt und auch Ollys Art mochte ich sehr. Diese Kleinigkeiten machen die besonderen Momente und Stärken aus. 
Auch Ollys Familie hat interessante Ansätze, bleibt aber leider sehr flach, da man so gut wie nichts über Kara erzählt und auch die Mutter keine Stimme bekommt. So bin ich nach wie vor begeistert von der Idee des Buches, entdeckte aber viele Schwächen, die das Lesevergnügen etwas schmälerten. Olly hat auch eine Liste an typischen Merkmalen des Sunnyboys abgearbeitet, sodass als einzige Madeline bleibt, die ich als besonders und einzigartig in Erinnerung behalten werde- schade!

Glücklicherweise konnte mich das Ende doch noch packen. Eine spannende Wendung konnte der Geschichte wieder etwas Leben einhauchen, auch, wenn ich das ganze für reichlich unrealistisch halte. Dennoch fand ich diesen Abschluss ganz gut gewählt und hat mich das Buch recht zufrieden zuklappen lassen.



Ein kunterbuntes Jugendbuch, dass optisch ein wahnsinniger Hingucker ist, innen aber einige Schwächen zu Tage kommen. Ich bin großer Fan der Idee des Buches und das Grundgerüst aus der Immunkrankheit, dem eintönigen Leben und das Ausbrechen aus dem "weißen Käfig". Daraus hätte man wirklich viel rausholen können, doch mir persönlich gewinnen die Klischees an überhand und dadurch wird daraus eher eine 0815 Geschichte, die am Ende noch mal eine sehr fantasievolle und etwas abstruse Wendung bekommt. Dennoch kann dieses Buch viel Freude bescheren, wenn man nichts gegen den hübschen Jungen von nebenan einzuwenden hat. Ich bin so mittelmäßig begeistert und vergebe hierfür 3 von 5 Drachen.





Dienstag, 15. September 2015

[Rezension] "Solitaire" von Alice Oseman

Autorin: Alice Oseman
Verlag: dtv
Gebundene Ausgabe
Seitenzahl: 368 Seiten
Teil einer Reihe? Ein Einzelband.
Genre: Jugendroman
Empfohlenes Alter: 14-16 Jahre
Themen: Highschool, Freundschaft, Familie, Wut, Trauer, Isolation, Social Networks, Geheimnisse, Gruppierung

Preis: 16,95€ (D)

Kaufen?   




Die sechzehnjährige Tori Spring hat das Gefühl, dass sie sich zwischen Weltschmerz, Erfolgsdruck, dem Zwang, ihre Zukunft planen, sich selbst finden und jetzt eigentlich die beste Zeit ihres Lebens haben zu MÜSSEN, verliert. Dass sie kurz davor ist, zu zerbrechen an der Gleichgültigkeit der Welt. Dass sich daran auch im neuen Jahr nichts ändern, dass wieder nichts passieren wird. Und dann passiert doch etwas: Tori trifft auf Michael Holden. Eigentlich verkörpert Michael mit seinem Enthusiasmus und der schwarzen Hipster-Brille all das, was Tori verachtet, und dennoch ist sie fasziniert von seiner überschäumenden Lebensfreude und seiner Neugier auf die Welt. Und es gibt Solitaire, eine anonyme Schülergruppe, die seit Kurzem Toris Schule in Atem hält. Anders als alle anderen fragt Tori sich, was und wer wirklich hinter Solitaire steckt. (Quelle: Amazon.de)


Dieses Cover hat mich gleich angesprochen, weil ich es wirklich interessant finde. Das Mädchen hat etwas sehr Französisches, was man im Buch allerdings nicht wiederfindet. Verrückt wird das ganze erst, wenn man sieht, wie die Zauberwürfel vom Himmel fallen und dem Foto etwas surreales verleihen, was mich von Beginn an zum Nachdenken anregte. Man kann hier viel interpretieren und zudem stand auf dem Rücken, man könne hier mit Ansätzen von Gesellschaftskritik rechnen, weshalb ich mich dazu entschloss, diesem spannenden Cover und seinen inneren Werten eine Chance zu geben.


Soweit ich nachlesen konnte, hat die Autorin dieses Buch tatsächlich mit blutjungen siebzehn Jahren verfasst, was alleine schon meinen höchsten Respekt hervorruft. Zudem bin ich erstaunlich schnell in die Geschichte eingetaucht und die zwar sehr bedrückende, aber auch verlockende Welt von Tori konnte mich reizen. Somit habe ich am Stil selbst gar nicht viel auszusetzen: Er ist frisch, lebendig und, wenn ich an meine Schulerfahrungen denke, auch noch äußerst authentisch. Sicher gibt es ein paar Phrasen, die sich wie Kaugummi ziehen, aber anders, als von einer so unerfahrenen Autorin erwartet, liest es sich doch fließender und fixer, als so mancher Roman aus erfahrener Feder. Davor ziehe ich den Hut!


Tori ist es leid. Das eintönige Leben, der öde Schulalltag, die Fassaden der beliebten und ach so glücklichen Teenager in ihren Cliquen. Immer mehr zieht sie sich aus dem sozialen Leben zurück und verbringt ihre Zeit lieber mit Filmen- in denen das wahre Leben gezeigt wird, und nicht ein pseudorealistisches Happy End bis ans Lebensende- oder auf ihrem Blog. Ihr friedliches, wenn auch einsames Leben wird auf den Kopf gestellt, als Michael Holden auftaucht, und sich einfach nicht abwimmeln lässt. Doch was hat es mit der geheimen Gruppe "Solitaire" im Netz auf sich, die den Highschoolalltag durch originelle Aktionen auf den Kopf stellt?



Ich habe lange hin- und herüberlegt, wie ich dieses Buch zu bewerten habe, weil ich tatsächlich sehr zwiegespalten bin. Vorweg: Diese Geschichte hat unheimlich viel Potenzial, weil sie von einer Jugendlichen stammt, die hautnah am Geschehen ist, und wer in der heutigen Zeit ebenfalls Schülerin ist, die hat sich in ganz vielen Punkten wiedererkannt. Der Alltag in der Highschool und auch Toris Umfeld dazu sind sehr realitätsnah geschildert und ebenso spannend erzählt. Die Idee mit "Solitaire" fand ich auch spannend, weil so eine geheime Gruppe mit witzigen Späßen der Geschichte noch den fehlenden Pepp gäbe- so dachte ich.
Wären dies alle Punkte, die diesen Jugendroman dominieren, so könnte man sehr viel Spaß damit haben. Aber wir haben ihr zudem eine Protagonistin, die unheimlich im Selbstmitleid versinkt. Zuerst fand ich Toris Gemüt und ihre kritische Art zu denken recht interessant und konnte einige Ansichten über die Oberflächlichkeit von Mitmenschen und den Hierarchien der Schulen heutzutage sogar zustimmen. Es hat mich zum Nachdenken angeregt und hatte eine gewisse Kritik an der Gesellschaft in sich. 
Aber das ganze verliert gänzlich an Glaubhaftigkeit, wenn einem bewusst wird, dass Tori nicht clever ist, indem sie die Dinge durchschaut, sondern gnadenlos schwermütig ist. Es gibt sicher viele Teenies, die so sind und denken wie unsere Protagonistin, aber das ganze wurde für mich hier zu sehr auf die Spitze getrieben. Es macht nach einigen hundert Seiten keinen Spaß mehr, diese depressive und undankbare Einstellung von ihr zu beobachten. Figuren, wie Michael, haben mir sehr gut gefallen, aber letztendlich ist der Wandel zum Positiven, wie man es von einem plastischen Charakter erwartet, bei Tori zu spät eingetroffen, als das ich ihm noch glauben, oder folgen wollte. Einige Figuren hier drin haben Potenzial, keine Frage, aber mit den meisten hatte ich meine Probleme, allen voran Tori mit ihrem unendlichen Kampf gegen ihr Leben voller Schwermut und negativer Gefühle, die nicht nur mir beim Lesen schlechte Laune bereitet haben, sondern berechtigterweise auch allen Menschen in ihrer Umgebung.

Leider reißt das lang ersehnte Ende das ganze auch nicht herum, weil ich schon nach der Hälfte des Buches richtig vermutet habe, wer hinter der "Solitaire"- Aktionen steckt. Schade! Hier ist aus einer super Idee und einem guten Anfang leider nicht mehr geworden als eine Teeniegeschichte, die eher flach, als facettenreich vom Leben eines depressiven Einsiedlermädchens berichtet.



Dieser Roman hat neben dem kreativen Cover auch andere schöne Seiten. Doch um die zu entdecken, muss man eine Menge ausblenden und sich damit anfreunden können, eine wirklich pessimistische und absolut in ihren Ansichten festgefahrene Jugendliche haben, die einfach nicht aus dem Schatten zu holen ist. Ein ewiges Hin- und her beginnt, und der arme Michael hat für meinen Geschmack dem Trauerkloß viel zu oft eine zigste Chance gegeben. Dieses Buch könnte natürlich trotzdem einigen gefallen und vom Stil her war es auch mein Geschmack, aber vermutlich bin ich etwas zu lebensfroh, als dass ich mich jemals mit Tori hätte identifizieren können. Gut gemeinte 3 Drachen für ein schönes Gerüst mit deftigen Lücken in der Geschichte.









Mittwoch, 9. September 2015

[Neu im Regal]

Hallo ihr Lieben,

Weil ich den besten und aufmerksamsten Freund der Welt habe,  durfte heute dieses Wunschbuch bei mir einziehen (Schatz,  ich liebe dich!).

Kennt das schon einer von euch?  Wie ist es so?

Optisch finde ich es schonmal wunderschön und deshalb werde ich es auch heute gleich anfangen.
Auf einen tollen Leseabend! Was lest ihr gerade so?

Viele Grüße
Eure Fina

Dienstag, 8. September 2015

[News] Vorm Winter alles rausputzen

Hallo meine Lieben,

Doch, doch- stopp! Ihr seid hier richtig. Mich hat heute die Lust auf was Neues gepackt, weshalb ich gerade fleißig am Buchlabyrinth rumgewerkelt habe. Wie gefällt es euch? Ich freue mich über jede Art von konstruktivem Feedback und gerne auch Verbesserungsvorschläge posten.
Findet ihr den Header auch etwas zu riesig? :/

Ich freue mich auf eure Kommentare, damit wir zusammen dem Buchlabyrinth einen frischen Anstrich verpassen können.

Bis bald, eure Fina

Freitag, 4. September 2015

[Rezension] Der kleinste Kuss der Welt von Mathias Malzieu

Autor: Mathias Malzieu
Originaltitel: Le plus petit baiser jamais recensé
Broschierte Ausgabe
Verlag: carl' s book
Seitenzahl: 144
Teil einer Reihe? Nein.
Themen: Suche, Liebe, Trauerbewältigung, Unsichtbarkeit, Poesie, Kuss
Preis/ neu: 12, 99€ (D)

Kaufen?  











Ich hatte den kleinsten Kuss der Welt im Théâtre du Renard verloren. Er war mir mitten in der Nacht beim Tanzen von den Lippen geglitten, als mein Blick auf ein blaues Petticoatkleid mit großen weißen Tupfen fiel. Anmut, Sinnlichkeit und Verlockung. Ein Hauch von Geheimnis. Immer, wenn ich mich ihr nähern wollte, entwischte sie mir. Nach einem getänzelten Slalom stand ich endlich der Frau gegenüber, die mich magnetisierte. Ich brachte kein Wort heraus. Aus Angst, die Flut könnte sie abermals davonspülen, küsste ich sie. Der Anflug eines Kurzschlusses. Wir berührten einander kaum. Der kleinste Kuss der Welt. Ein grelles Licht, und dann nichts. Sie war fort. Als wäre ihr Mund ein magischer Schalter – wenn man ihn umlegt, löst sie sich in Luft auf. Ich hörte sie davongehen, hörte ihre Schritte verklingen. Sie war also gar nicht verschwunden, sie war bloß unsichtbar geworden! Wir hatten einander den kleinsten Kuss der Welt gegeben, und sie hatte sich verflüchtigt, abrupt wie ein Stromausfall. Ich musste sie unbedingt wiederfinden. (Quelle: Amazon.de)



Bei den kleinen Schmuckstücken aus der Feder von Mathias Malzieu muss ich auch mal wieder einräumen, dass ich mich in die Cover mit verspielten, wunderschönen Malereien verliebte, und erst danach in den Genuss der kleinen Märchenlektüren kam. Nach, wie vor sind die Ausgaben im Original, wie auch bei uns mehr als ein Traum eines Covers- voller Liebe, Detailreichtum und Sorgfalt. Wobei mir bei diesem Buch das Deutsche Cover noch um einiges besser gefällt als sein Vorreiter aus Frankreich (rechts). 




Nur deshalb lese ich diese kleinen Stücke, gewebt aus einzigartigen Wortspielereien und unglaublicher Poesie. Ich verliebe mich auf jeder Seite erneut in den Schreibstil des Autors, für den die Worte "Märchenhaft" oder "Bildgewaltig" nicht ausreichen- eine so große Anzahl an wundervollen Metaphern und lustigen, wie kreativen Ideen ist etwas ganz besonderes. Hier taucht man zu 100% ab in eine neuartige Welt, in der Realität und Fantasie sich verbinden und zu einer kleiner, feinen Geschichte werden, die mich für ein paar Stunden unbeschwert träumen lassen.




Thema/ Inhalt:
Er ist auf der Suche nach der großen Liebe. Den Kuss, den er bekam- so klein und zart- wird er nie wieder vergessen und so macht er sich auf der Suche nach der geheimnisvollen Küsserin. Aber man kann sich sicherlich vorstellen, dass diese Reise harte Arbeit ist, wenn man bedenkt, dass die Gesuchte nach dem Kuss unsichtbar wurde. Dennoch gibt unser kleiner Held nicht auf und erlebt mit der Hilfe von Papagei und Schokoküssen einige ungeahnte Überraschungen...

Idee/ Umsetzung:
Bisher habe ich jedes kleine Märchen für sich neu entdeckt, geliebt und im Herzen behalten. Was nicht schwer ist, wenn man an die vielen Wortbilder denkt, die der Autor während des Lesens vor meinem inneren Auge pinselt. Auch diese Story hier ist wieder zuckersüß, märchenhaft und surreal, wenn sie mich auch etwas weniger mitgerissen hat, als die vorherigen Werke. Die fantastische Idee rührt wieder her von sehr viel Kreativität und das gibt dem Buch, neben der hochgelobten Sprache, den Pfiff. Von dem sprechenden Papagei, der wirklich witzige Tricks auf Lager hat, über kleine Schokopralinen, gemacht aus Spucke, Schokolade, Blutorange und jeder Menge weiterer Spezialzutaten für den perfekten Schokokuss hat sich der Autor wieder so einiges einfallen lassen.
Auch an kleinen Überraschungsmomenten mangelt es nicht und gespickt ist die Geschichte ebenso liebevoll mit kleinen poetischen Gedichten. 

Was mir diesmal nicht so zusagte, war die Entwicklung der Geschichte. Die Suche nach der unsichtbaren Frau ist wie ein leises Flüstern, zart und ruhig, aber sehr angenehm und liebevoll. Man kommt in den Genuss von wunderschönen Sätzen und Wortschöpfungen. Der restliche Verlauf wirkte auf mich leider etwas konstruiert und die Seiten reichten nicht aus, um auch dem letzten Part Tiefe und die gleiche Magie zu verleihen. Dennoch habe ich mich auch in diesem Werk wieder sehr wohlgefühlt: Für mich bleibt Mathias Malzieu an Künstler auf ganzer Linie, denn nicht viele schaffen es zu schreiben und gleichzeitig zu malen.

Ende:
Hier konnte mich der Held zusammen mit dem Autor tatsächlich überraschen. Ich habe Vermutungen in Richtung dieser Wendung angestellt, aber es war wirklich schön gemacht, wenn mir auch zu schnell (wie oben beschrieben). Aber ganz egal- ich freue mich wahnsinnig auf weitere kleine Leckerbissen aus Malzieus Feder.



Ihr liebt Märchen? Poesie? Metaphern? Taucht in das Buch ein und genießt! Die Bücher von Mathias Malzieu haben für mich einen hohen Stellenwert, da ich keine Bücher mit ähnlicher Magie und Wortgewalt kenne. So viele faszinierende Umschreibungen und bunte Farben in einem Buch nur schwarz auf weiß. Ich halte diese kleinen Märchen für genau die richtige Geschichten für Poeten und Träumer. Man kann sie so genießen, wie die Schokoküsse der unsichtbaren Frau mundeten- guten Appetit!







Vielen Dank für die freundliche Bereitstellung des Buches an:





Mathias MalzieuMathias Malzieu, geboren 1974 in Montpellier, Frontmann der französischen Kultband "Dionysos", ist ein Meister im Erfinden von einzigartigen Traumwelten. Nach dem internationalen Überraschungsbestseller Die Mechanik des Herzens wurde auch Metamorphose am Rande des Himmels zu einem sensationellen Erfolg in Frankreich. (Foto: © Jean-Marc Lubrano)